Stromversorgung, im In- und Ausland


 

Erwin van Handenhoven put next to held smartphone showing the earth

"Die Welt der Stromversorgung ist eine lokale, nationale und regionale Story." 
Erwin van Handenhoven, Design Studio Director at Hager Group

Anschluss ans Stromnetz

Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, wie Ihnen als Kind im Urlaub aufgefallen ist, dass nicht nur das Essen, sondern auch die Lichtschalter anders waren?  Falls ja, sind Sie auf eine Geschichte gestoßen, die weit in die Vergangenheit zurückreicht. Der Schalter, den Sie in Erinnerung haben, war Ausdruck einer Kultur, des zugehörigen Know-hows und all der verschiedenen Elemente, die ihre Stromversorgung ausmachten. 


Der Einfachheit halber wollen wir Kultur als “die Art, wie wir es hier machen” definieren, denn wie wir es früher gehandhabt haben, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir es heute tun. Und als erfahrener Hersteller – mit diesem Wissen und Bewusstsein - , beschäftigen wir uns sehr viel mit dieser Tatsache und Entwicklung! Aber zuerst ein wenig mehr Hintergrund… 

Erwin van Handenhoven front face

Elektrizität ist überall gleich, nicht wahr? 

Sie fließt wie von Zauberhand durch Kabel. Das weiß jeder.

Aber Elektrizität ist nicht überall gleich. Nun, sie ist es und doch auch wieder nicht. Das hat historische Gründe. Nehmen wir beispielsweise den Standard des britischen Commonwealth und seine Reichweite sowie den amerikanischen Standard. Alle haben sich dank verbesserter Technologie weiterentwickelt. Auch andere Faktoren, wie Klima und Hausbaustile sowie verwendete Materialien, spielten eine wichtige Rolle - und tun es immernoch. Man denke an Holz, Beton, Ziegelsteine, Stahl und Glas. Anfangs konkurrierten viele führende Elektrounternehmen um Marktkonzessionen, erschlossen sogar ihre eigenen Märkte. Das war tatsächlich eine schöne neue Welt. 


Eine lokale Geschichte

Wagen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit. 1880 begann die Elektrifizierung, aber es dauerte 70 Jahre, um die meisten europäischen Straßen anzuschließen die Versorgung wurde von Tausenden Privatiers mit eigenen Vorstellungen vorangetrieben. Somit gab es bereits lokale Unterschiede und die Grundlagen für Stil und Innovation wurden geschaffen. Das Konzept der ‘Kompatibilität’ steckte noch in den Kinderschuhen und so plätscherte dieses bunte Sammelsurium weiter dahin. Erst nach 1945 schlug die „wahre“ Stunde der Stromversorgung. In den folgenden Jahren des Aufschwungs wurden große Infrastrukturinvestitionen getätigt und nach und nach wurden “Normen & Standards“ erarbeitet. Kooperation lag in der Luft. 


Eine internationale Geschichte

Dieselbe Entwicklung fand in schnell wachsenden Nachkriegswirtschaften rund um den Globus statt, die Unterschiede hatten jedoch weiterhin Bestand. Gleichzeitig perfektionierten Elektriker ihr eigenes Handwerk und ihre Gewohnheiten in Bezug auf Elektroinfrastrukturen. Die Art der Leitfähigkeit, die Auswahl des Kabelmaterials starr oder flexibel? Dies und vieles mehr beeinflusste die Art der Werkzeugherstellung. Auch die Elektriker kleideten sich unterschiedlich, manche trugen Overalls, andere Jeans... Waren alle Elektriker chaotisch oder ist das nur ein historischer Mythos? Eines ist sicher: Jeder arbeitete auf seine Art und Weise.


Der Bedarf an Strom und die Art, ihn zu produzieren mit Kohle, Wasserkraft, Diesel, Atomkraft, Wind und Solarenergie wurde von den Fünfziger Jahren bis heute durch den zunehmenden Wohlstand und das Bevölkerungswachstum angetrieben. Die beiden letzteren Energiequellen werden für die Entwicklung der Stromversorgung in den nächsten 70 Jahren eine entscheidende Rolle spielen. Aber wir wollen den Dingen nicht vorgreifen…


Das Zeitalter der Elektrizität… und der Elektriker!

Ohne Globalisierung hätte sich das oben beschriebene Szenario vermutlich stetig fortgesetzt jedes Land würde seinen eigenen Weg verfolgen und völlig unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Aber in Europa kamen zusätzlich andere Faktoren ins Spiel, wie die Gründung der EWG, und als daraus die EU wurde, gab es schon internationale Standards und Normen. Die kulturellen Unterschiede im Detail der Stromverteilung bleiben jedoch weiter bestehen. In Portugal kann man den Verteiler im Wohnzimmer finden; in Australien wird beim Neubau eines Hauses der Verteiler als erstes eingebaut und das Haus darum herum errichtet. In den Niederlanden gibt es einen Technikraum. Verstecken oder zeigen? Haus oder Wohnung? So viele Faktoren, die eine Rolle spielen…

Sketches of switches

Imagine all the people

Die Menschen begannen auch mehr zu reisen. Viel mehr. Und hier kommt schließlich auch die individuelle Wahrnehmung von Sicherheit und Design ins Spiel. Deutsche Elektriker bevorzugten Metallrahmen an Schaltern und hielten Kunststoff für minderwertig! In Frankreich wurde Kunststoff bevorzugt, weil die Endverbraucher wussten, dass Metall leitfähig ist und einen Stromschlag fürchteten; deshalb galt für die Installateure die Maxime: “in der Regel Kunststoff”, auch wenn Metallrahmen genauso sicher sind. Heute finden Mischlösungen aus Metall und Kunststoff ein breiteres Publikum. Mit dem Beginn dieses Zeitalters verlagerte sich der Fokus vom Nationalen zum Internationalen, Ideen, Bräuche und Gewohnheiten gingen durch die Welt. Konnte die Elektrokultur exportiert werden? Gab es eine Nachfrage nach neuen, im Ausland entworfenen Produkten? Funktionierten sie und waren sie sicher? Inzwischen haben wir uns auf Normen und Standards geeinigt, sodass einige dieser Fragen bereits beantwortet wurden.


Eine Gemeinsamkeit besteht allerdings darin, dass Elektriker traditionsgemäß in allen Ländern vorsichtige Menschen sind und sich daher oft, um der Sicherheit willen, an das Bewährte halten. Und das gilt nicht nur für sie. Wenn man noch die in den meisten Ländern bestehende Zurückhaltung anderer Akteure wie etwa Großhändler, Endverbraucher, Vertriebsmitarbeiter gegenüber Neuem hinzunimmt, ist es insbesondere für Designer gar nicht so einfach, herauszufinden, wie man all diese unterschiedlichen Akteure dazu bringt, Neues auszuprobieren und gleichzeitig Kunden von den Fortschritten und Vorteilen neuer Technologien zu überzeugen. 



Der Endverbraucher ist ein Technikfreak 

Technisch versierte Endverbraucher und zukunftsorientiert-denkende Installateure können jetzt schon das maximale Potenzial unserer Produkte in ihrem Leben, zu Hause oder bei der Arbeit, ausschöpfen. Sie sehen die Chance für Expansion durch Elektrotechnologie – von erneuerbaren Energien bis hin zu Domotik, stylischem Zubehör und Energy Management. Kunden sind jetzt ‘offen für spannende Neuerungen’, da es die Technologie ermöglicht, mit Spitzenprodukten das eigene Leben zu optimieren. ‘Early Adopters’, die personalisierte Lösungen verkaufen, sind erfolgreich. Sie können auch zur wachsenden Zahl der ‘Prosumer’ zählen, die jetzt Teil der Stromversorgungslandschaft sind: Menschen, die mit erneuerbaren Energien, z. B. Photovoltaik, Strom produzieren und verbrauchen und in Kombination mit Stromspeichern ihre Überschüsse sogar gegen Vergütung ins Netz einspeisen können.


Aber trotz solcher erstaunlichen Entwicklungen bewegen sich die Dinge in der Welt der Elektrizität verhältnismäßig langsam. Für die meisten Menschen ,Endverbraucher und Elektriker, ist oft die empfundene Sicherheit und Vertrautheit ausschlaggebend. Und es spielt eine Rolle, was man sieht und was man nicht sieht – in Großbritannien sieht man lieber, dass Dinge fest verschraubt sind, während man in Deutschland die Schrauben lieber versteckt. In Indien will man, ebenso wie in Frankreich, die Markennamen auf Produkten sehen, während sie in Deutschland häufiger verdeckt sein sollten. Alle diese Variablen sind immer noch wichtige Faktoren!


Der Bedienkomfort spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle. Fest verbunden mit dem Design erfüllt benötigtes Schalterzubehör unsere heutigen, ergonomischen Anforderungen. Aber auch Retro-Designs, wie die erfolgreiche Schalterserie 1930 von Berker – finden große Beliebtheit bei unseren Kunden. Geht es also um den Gegensatz zwischen Nostalgie und Technologie? Sind wir auf dem Weg zu Mikrodiversität oder internationaler Kohärenz? Und macht die wachsende Nachfrage nach maßgeschneiderten Lösungen aus Elektrikern Influencer, die ihre Erfolge in sozialen Medien mit globaler Reichweite präsentieren und den Wandel vorantreiben?  


Zukunftsfähige Produkte und Menschen

Es gibt so viel zu bedenken, während sich die Dynamik von Minute zu Minute ändert. Aber unsere Unterschiede werden nach und nach überwunden; Gewohnheiten ändern sich und Kunden schauen nicht mehr nur die Schalter ihrer Nachbarn an, sondern suchen Online. Natürlich können wir als Hersteller heute dank der digitalen Transformation näher bei unseren Kunden sein, in der ganzen Welt.


Zusammenfassend können wir auf jeden Fall sagen, dass sich von den 3 Hauptbereichen der Elektrokultur, die wir angesprochen haben, die Energieverteilung am langsamsten verändert. Der Bereich Schalter und Gebäudesystemtechnik verändert sich schnell, während sich Apps täglich weiterentwickeln. Was Elektriker angeht, so verändern sie uns ebenso sehr, wie wir sie verändern. Wir sind miteinander verbunden und fordern uns mit all unseren Methoden und Eigenarten ständig gegenseitig heraus. 

futuristic looking living room with a skyline

Einer der großen Vorteile von Hager ist die Verwurzelung von zwei Kulturen, der französischen und der deutschen, mit einer starken europäischen Vision. Wir verstehen Kultur.


Wir versuchen fortwährend herauszufinden, was unsere verschiedenen Märkte erwarten und akzeptieren; und während wir uns auf die nächsten 70 Jahre der Stromversorgung zubewegen, passen wir unsere Produktdesigns noch mehr an die Technologie an und lassen uns von den Stilen aus der ganzen Welt ebenso sehr beeinflussen, wie wir sie beeinflussen. Aufmerksam sein, zuhören, beobachten und verstehen – das ist unsere tägliche Aufgabe. Überall, weltweit.